Fünf Wochen Australien sind vorbei. Fünf Wochen in einem Land, von dem viele schwärmen und das trotz der Entfernung zu Europa so häufiges Reiseziel ist. Auch wenn ich in meiner kurzen Zeit in Down Under sicherlich nicht alles gesehen und erlebt habe, was der Kontinent zu bieten hat, glaube ich doch, ein Fazit ziehen zu können. Und dabei kann ich die Begeisterung nur bedingt nachvollziehen.
Da ist einerseits die schöne Natur: Landschaften, Tiere und Dimensionen, die es in Europa nicht gibt, sind gute Gründe für einen Trip auf die Südhalbkugel. Außerdem... da wird es schon schwieriger. Für alle mit starkem Drang zum Feiern ist der Vergnügungsstreifen Ostküste natürlich ein Paradies. Aber jeden Abend? Sieben Tage die Woche? Ein Entkommen ist eher schwierig, insbesondere wenn man kein eigenes Auto hat.
Noch schwieriger wird es für alle, die Australier kennen lernen wollen. Klar, dass das in Hostels kaum möglich ist. Aber auch in den unzähligen Reisebüros oder in Bars, wo man eben so hin geht oder hin muss, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auf workende Traveller zu treffen.
Nahezu unmöglich wird es dann, die einheimische Kultur zu erleben. Wobei sich zunächst die Frage stellt: Welche Kultur überhaupt? Die meisten Aborigines, solange ich sie als solche erkannt habe, habe ich in Darwin gesehen - als (hilfesuchende) Obdachlose. Deren jahrtausende alte Kultur? Zu bestaunen in Museen oder bei speziell zelebrierten Anlässen. Und die Kultur des modernen Australiens? Darüber habe ich lange nachgedacht, ohne eine abschließende Meinung zu haben. Kann sich auf einer ehemaligen Gefangeneninsel innerhalb von rund 200 Jahren, in denen die Ureinwohner zurückgedrängt wurden, überhaupt eine eigene Kultur (Sprache, Kulinarisches, Architektur, Religion) entwickeln?  Und wie ausgeprägt kann die Kultur sein, wenn bei etwas mehr als 20 Millionen Einwohnern jährlich Millionen von Leiharbeitern ins Land pilgern?
Darüber hätte ich gerne mit einem - oder mehreren - Australiern diskutiert. Leider habe ich keinen gefunden.