Vergnügt kickt der kleine Junge seinen Ball vor sich her. Einen Ball, mit dem sich die meisten F-Jugendlichen in Deutschland weigern würden, zu spielen, weil von der äußeren Lederschicht schon gar nichts mehr übrig ist. Und auch das “Spielfeld“ des Jungen würden viele nicht als solches erkennen: Eine Seitenstraße, die so schmal ist, dass die Sonne wahrscheinlich nicht länger als eine Stunde am Tag hineinscheint, und auf deren unebenem Kopfsteinpflaster sich dreckige Pfützen gebildet haben - obwohl es kaum geregnet hat während ich in Salvador war.
Situationen wie diese habe ich einige gesehen, in einer Stadt, die als eine der gefährlichsten in Brasilien gilt. Deshalb war ich oft auch nur mit etwas Bargeld in der Hosentasche unterwegs. So gibt es keine Bilder von fußballspielenden Kindern oder Graffitis gegen Rassendiskriminierung, sondern nur einige Eindrücke des olympischen Fußball-Viertelfinales zwischen Nigeria und Dänemark. Dabei waren die Sympathien der Zuschauer aufgrund der afrikanischen Wurzeln aus der Sklavenzeit klar verteilt. Diese Ursprünge machten sich auch sonst in der Stadt bemerkbar, zum Beispiel in der Kunst oder der Musik, die quasi den ganzen Tag und überall zu hören war.